Moin aus Bremen!
Ich heisse Jann Wegner, bin 51 Jahre alt und seit August 2014 auch ein Badewannenbesitzer.
Zu dieser Wanne kam ich völlig ungeplant. Im Mai 2014 rief mich ein gut befreundeter Werkstattbesitzer an und frgate, ob ich an einem alten P5 Taunus interessiert sei. Ich verneinte zunächst aber rief dennoch beim Verkäufer an. Der sagte, es handele sich um einen 1964er 17m mit vier Türen und Schiebedach in der Farbe Arconaweiß. Und er sei der erste Besitzer und der Wagen stünde seit 1990 in einer Garage. Nun doch recht neugierig geworden verabredete ich mich mit dem Besitzer um den Wagen anzugucken. Er stand ja nur 10 Fahrradminuten von meiner Wohnung entfernt.
Eine gewisse Spannung lag in der Luft, als sich die alten Holzgaragentore öffneten. Nanu? Das ist ja gar kein P5 sondern eine Badewanne. Tiefer gelegt durch luftleere Reifen aber augenscheinlich nicht verbastelt, komplett und insgesamt ordentlich erhalten. Und tatsächlich mit Schiebedach. Dazu Einzelsitze vorne, Stostangenhörner und die Aluheckblende. Alle Türen öffneten weich, das Schiebedach ließ sich leichtgängig kurbeln, die Sitze sahen bestens aus - nur scheinbar drückten die Federn von unten in die Bezüge. Die hinteren Haltegriffe über den Türen hatten sich aufgelöst. Unter den Sitzen lag klebriger Schaumstoff...die Anbauteile der Karosserie waren noch ganz ordentlich. Ein paar graue Stellen gab es aber. Da hatte ein Tankwart in den 1980er Jahren mal kleine Roststellen behandelt und das Lackieren wohl vergessen.
Eine zweite Besichtigung ergab, dass der Wagenboden ungeschweißt war und keine Durchrostungen zeigte. Am Motor hab ich garnix gefummelt, da der Wagen wirklich trocken stand und das Motoröl vor der Stillegung erneuert wurde bestand Hoffnung, dass er wohl laufen werde.
Nach einigem hin und her mit einem anderen Kaufinteressenten konnte ich den Wagen im August 2014 dann ans Tageslicht holen und nach Zahlung des Kaufpreises mein Eigen nennen. Längst hatte mich die Freude über den hübschen Viertürer gepackt und die Idee, dass man diesen Wagen doch wohl wieder in Betrieb nehmen könnte. Original Brief, Neuwagen Kaufvertrag und sämtliche Rechnungen seit 1964 incl. Scheckheft bekam ich wohl sortiert in einer Mappe überreicht.
Mit einem alten Audi Quattro zogen wir die Wanne aus der Garage (die hatte eine Abfahrt, zum Schieben war das nix) und luden den Wagen auf einen Anhänger um ihn in meine Scheune zu bringen. Erstaunlich: die Bremsscheiben sahen wie neu aus und waren nicht angerostet. Die Garage war wohl wirklich trocken.
In der Scheune angekommen begrüßte ein Opel Rekord P2 seinen ehermaligen Konkurrenten mit freudigen "Augen". Dann passierte bis Februar 2015 fast nix an dem Auto. Nur die Sitze hatte ich neu aufpolstern lassen. Die fehlerfreien originalen Bezüge kamen wieder drauf.
Ein Vollrestauration kam nicht in Frage. Dafür sind die Macken an dem Wagen viel zu marginal. Aber die Technik wollte ich ordentlich haben. Also zahlreiche Dinge über motomobil besorgt und fleißig gebastelt. Bremsen überholt, Schläuche, Wasserpumpe, Thermostat, Zündungsteile, Leitungen, Vergaser, Auspuff, Reifen und den Benzintank mehr als ein mal gereinigt. Nach vollem Programm für etwa drei Monate war es im Mai soweit: Startversuch. Wie es sich gehört, sprang die Wanne ohne großes Murren an und lief nach zwei Minuten fast seidenweich. Die Sartautomatik funktionierte sogar einwandfrei. Die Kupplung klebte...aber das ließ sich mit etwas unsanftem Anfahren auch heilen.
Im Juni 2015 gab es dann TÜV und Oldiegutachten. Und durch das Fahren mit dem Wagen zeigte sich, dass die Kunststoffbuchsen der Lenkung in Auflösung waren. Aber das ist ja auch fix repariert. Auch ein abgefallenes Schaltgestänge sowie ein an einer roten Ampel abfallender Tachometeranzeiger sorgten eher für ein Grinsen denn für Verdruss. Das Auto ist ja wirklich fein konstruiert und in löblicher Art schrauberfreundlich zusammengebaut.
"Brummel" (so nannte ihn die Frau des Vorbesitzers weil der Wagen beim Fahren so ein angenehmes Motorgeräusch hat) ist nun in Norddeutschland schon einige Kilometer gefahren. Die Freude daran wächst mit jedem Kilometer....
Der Wagen wurde von den Erstbesitzern nur für Urlaubsfahrten in die Schweiz und Überlandfahrten genutzt. Im Winter stand er immer in der Garage. Er hat wohl nur ein mal Salz gesehen lt. Erstbesitzer. Das scheint mir glaubhaft. Jetzt stehen 97.471km auf dem Tacho. Erstzulassung ist März 1964. Ich habe das Auto auf meiner 07er Nummer laufen.
Ich hoffe, das war nicht zu viel Text. Ich habe hoffentlich das Wichtigste getroffen. Jetzt werde ich versuchen, ein paar Fotos einzustellen.
Viele Grüße aus Bremen
Jann